Im März war es soweit: Der große Corona-Lockdown in Österreich und Deutschland war beschlossene Sache.
Das hieß für uns, dass ab sofort keine direkten, persönlichen Kundenkontakte und schon gar keine Gruppentrainings auf einem Segelboot oder in einem Vortragsraum mehr möglich waren. Für mindestens drei Monate würde ein Umdenken notwendig sein.
Auf den ersten Blick konnte man meinen, die Situation sei eine Katastrophe. Würde die Epidemie das wirtschaftliche Überleben meines kleinen Betriebes ernsthaft gefährden? Schließlich lebt der gerade von persönlichen Kontakten.
Allerdings rückten gleich zu Beginn dieser denkwürdigen Zeit zwei Gedanken in den Vordergrund meines wirtschaftlichen Denkens.
- „ Ich muss gerade in dieser Phase, wo viele Menschen pessimistisch agieren, Flagge zeigen und Präsenz an den Tag legen!“
- „Ich muss meinen StammkundInnen auch in dieser Zeit ein Angebot machen und den Kontakt mit ihnen halten!“
Das Internet noch intensiver zu nutzen als bisher lag nahe. Außerdem musste man nun ja schnell reagieren. Denn es war zu erwarten, dass innerhalb kurzer Zeit auch allerlei MitbewerberInnen auf diese Idee kommen würden. Also mussten wir sofort ein Zeichen setzen.
Gesagt, getan. Noch ohne eine konkrete Umsetzungsstrategie startete ich eine Umfrage auf diversen Social-Media-Kanälen. Die Ergebnisse waren eindeutig: Meine Kontakte zeigten großes Interesse am Distance-Learing von Segeltheorie. Der nächste Schritt war logisch: Es wurden Themen gesammelt, dann ein wenig strukturiert und so schnell als möglich hatten wir eine fünfteilige Segel-Webinarreihe ausgeschrieben.
Das war ein wenig mutig, ehrlich gesagt. Weil die Grundlagen der technischen Umsetzung dieser Idee noch bei weitem nicht klar waren. Mir jedenfalls nicht. Ich vertraute aber auf die Flexibilität der Technik und die Schnelligkeit meines Teams. Wir würden schon eine Lösung finden, irgendwie. Und schon wenige Stunden nach der Ausschreibung waren genügend Buchungen da. Das gab Mut. War aber eben auch ein Auftrag.
Jetzt musste also auch wirklich geliefert werden! Die folgenden Tage waren entsprechend intensiv für mich und mein Team. Welche Technik und was für eine Software braucht man da eigentlich? Ich hab das ja auch noch nie gemacht. Also musste recherchiert, getestet und eingekauft werden. Und selbst das wurde nun zum Problem: Plötzlich waren keine Web-Cams mehr auf dem Markt zu finden. Nach einigen Versuchen einigten wir uns auf eine Software, die es uns erlaubte, Webinare einfach zu verwalten und die noch dazu gar nicht sooo teuer war.
Und was ist mit dem Inhalt? Der Stoff musste ja auch noch aufbereitet und präsentabel gestaltet werden. Glücklicherweise hatten wir durch unsere berufliche Vergangenheit auf beiden Ebenen schon vorgearbeitet.
Da ich an der Schule, der Pädagogische Hochschule und an der Uni schon viel Erfahrung im Unterrichten gesammelt habe, war für mich zumindest die Struktur der Webinare bald klar. Natürlich durfte das Ganze nicht als Vortrag im Frontal-Unterricht enden. Alles musste soweit als irgend möglich interaktiv gestaltet werden. Das bedeutete für mich, zu jedem Thema entweder Übungsaufgaben vorzubereiten oder aber ein Online-Quiz zu gestalten. Die TeilnehmerInnen sollten ja das Gefühl bekommen, tatsächlich aktiviert zu werden. Und sie sollten ihren Lernerfolg auch messen können.
Ich kann heute – nach zehn Wochen – feststellen, dass der zeitliche und emotionale Aufwand ganz beträchtlich war. Abgesehen von der konkreten Vorbereitung war der administrative Teil der Arbeit nicht zu unterschätzen. Das Einpflegen der Daten in die Buchungstools der Webseiten, die Social Media-Kampagnen und die finanzielle Betreuung – all das machte echt viel Arbeit.
Aber ganz besonders möchte ich an dieser Stelle einen Aspekt hervorheben:
Gerade in der Zeit, als noch alles sehr bedrohlich und beängstigend wirkte, wo noch keineswegs klar war, wie Europa diese Epidemie überstehen würde, positiv zu denken und auch nach außen so aufzutreten kostete enorm viel Kraft. Wir mussten energetisch quasi gegen den Strom schwimmen. Europa sperrte zu. Wir aber mussten aktiv und positiv nach vorne schauen. DAS WAR ANSTRENGEND!
Allerdings brachten wir es zustande, fünf Webinare mit guten Buchungszahlen so gut über die Bühne zu bringen, dass wir gleich noch zwei weitere nachschoben. Zudem bekamen wir ein gutes Feedback und hatten damit das Gefühl, auch in dieser Zeit aktiv etwas für unser Weiterbestehen des Segelsports und unserer Firma tun zu können. Darüber hinaus gelang es mit unserer Spontan-Webinar-Reihe sogar, neue KundInnen zu gewinnen – was uns ganz besonders freut.
Als positiver Nebeneffekt kann festgehalten werden: Wir haben für MCO Sailing ein weiteres Arbeitsfeld eröffnet und können in Zukunft darauf aufbauen. Wenn ich nun also auf diese Webinar-Phase zurückschaue, kann ich also resümierend sagen: Es war gut für uns. Es hat emotional gut getan. Und es hat neue Perspektiven eröffnet.
In diesem Sinne: Ein herzlicher Dank an alle TeilnehmerInnen!
Liebe Grüße,
Euer Clemens