Spannung liegt in der Luft. Alle Augen sind weit geöffnet, niemand will den Augenblick versäumen.
„Psssst, pssst…! Wo sind sie, hast du sie gesehen, hast du deine Kamera griffbereit?“ Es wird nur noch geflüstert.
Mystische Ruhe legt sich über das Boot. Die Segel flattern leicht in der abflauenden Brise, die Yacht schaukelt sanft auf der glatten Wasseroberfläche, ein oder zwei Schoten schlagen leise auf dem Deck und klingen wie das Herzschlagecho der Ozeanriesen, die wir gar nicht weit von uns entfernt vermuten.
Die aufgeregte Vorfreude wird zur angespannten Konzentration. Alle warten. Und warten. Und warten. Ferngläser und Handys liegen griffbereit. Jeden Moment würden sie auftauchen. Und dann, dann – wie aus einer anderen Welt nähert sich ein braun-dunkler Schatten aus der Tiefe. Je näher er kommt, umso deutlicher werden seine Umrisse. Jetzt wird klar: Unsere Geduld wird belohnt, dafür sind wir hier, für Momente wie diesen haben wir die letzten Tage die atlantischen Gewässer durchpflügt.
Ein, nein zwei Schnabelwale durchstoßen die Wasseroberfläche und zeigen auch gleich, was sie drauf haben. Der kaum sichtbare Blas wird scheinbar in Griffweite ausgestoßen. Alle hören es, manche riechen es … Das ist OzeanLeben in Reinkultur, das lässt uns nicht nur dabei sein. Nein, wir sind mitten drin.
Nun kommt auch der Moment, wo Barbara und ich unser Fachwissen als Biologen gerne teilen. Die Schnabelwale sind nicht leicht zu beobachten, sie tauchen oft tief und sehr lange, meist sieht man gerade eben die Fluke oder Finne aus der Ferne – und schon sind sie wieder weg. Aber nicht dieses Mal. Unglaubliche 30 Minuten begleiten die beiden Prachtexemplare unsere Yacht und geben uns das Gefühl, nicht Fremdkörper, sondern vielmehr Bestandteil des OceanLife zu sein. Wir werden beschenkt. Klar, wir waren auch vorsichtig, haben uns rücksichtsvoll verhalten und haben gewartet. Wenn du den Weg der Wale kreuzt, sie bedrängst wie der Elefant im Porzellanladen oder gar Kälber von der Kuh trennst, dann wird die Freude nur kurz sein. Anders hier: Unsere Rücksicht macht sich belohnt und wir genießen, freuen uns, lachen und fotografieren. Und in manch einem Auge findet sich gar eine kleine Glücksträne.
Kein Wunder, dass es uns immer wieder dorthin zieht, an den Puls des Lebens, des Ozeans – des OceanLifes, oder?
Wenn Barbara über OceanLife-Törns zu sprechen beginnt, wird das in wenigen Sekunden ein Pamphlet für diese spezielle Art die Natur zu erleben:
„Du bist so nah dran, es ist so unkompliziert. Ich liebe die ruhige Morgenstimmung vor Anker genauso, wie den Rhythmus, der von der Natur vorgegeben wird. Wenn du den Tag mit Yoga am Strand beginnst und am Abend in einer abgelegenen Bucht liegst, tut das einfach gut. Genau, wie das Wasser selbst. Ich will es spüren, nach ein wenig Überwindung eintauchen und schnorcheln. Das ist überhaupt das Beste. Schnorcheln ist wie fliegen unter Wasser. Grüne Wiesen ziehen unter dir durch und du kannst 1000e Zauberwesen sehen. Viel mehr, als an Land oder in der Luft. Das ist so bunt, so vielfältig. Nichts kann dich so effektiv von der schnelllebigen Welt um uns entkoppeln. Nichts hält die laute künstliche Welt so gut von dir fern, wie schnorcheln. Deswegen sind OceanLife-Törns so etwas wie Türöffner. Du bekommst Zugang zu dieser geheimnisvollen Welt, die dich ruhig und zufrieden macht.“
Und darum freuen wir uns so sehr auf die nächsten Male. Wie gut tun uns schon allein die Vorbereitungen auf dieTörns um die Hebriden, zu den Lofoten und den westlichen Kanarischen Inseln. Die Robben auf der Isle of Skye warten schon genauso, wie die tausenden und abertausenden Papageintaucher auf Canna-Island. Und dann im Juli und August geht’s noch weiter nach Norden. Die Lofoten Norwegens rufen uns und locken mit atemberaubender Szenerie, weißen Sandstränden und einer Tierwelt, die ihresgleichen sucht.
Wer kann schon von sich behaupten, im Walrevier unter kreisenden Seeadlern den Tag mit Yoga am Strand begonnen zu haben? Wie toll, diese abgelegenen auch seglerisch anspruchsvollen Reviere mit einer absoluten highend Expeditionsyacht, der „POLARIS“ (Garcia 52) unseres Freundes Uwe zu erkunden? Durch die Verwendung von 6 brandneuen Swarovski-Ferngläsern schwindet die Distanz zum Objekt und das Erlebnis wird noch intensiver. Deswegen freuen wir uns aus ganzem Herzen auf das OceanLife 2021. Das sind doch gute Perspektiven, oder?
Herzlichst, Euer Clemens
An der Stelle darf ich mich bei David Stecher und Meinhard Knittel bedanken, die einige Bilder zu diesem Beitrag beigesteuert haben.
Den Tag im Walrevier unter kreisenden Seeadlern würde auch ich gerne einmal auf einer Expeditionsyacht begehen. Yoga tausche ich gegen Beethovens Sechste.
Wow … Beethoven in guter Soundqualität in einer Lofotenbucht vor Anker … genial. Bin dabei!