Warum ich nach all den Jahren als Segler nun ein Yachtmaster werden will. Impressionen vom Beginn einer sicherlich sehr langen Reise. Teil 1
Das ist nun der Moment, in dem ich doch etwas Angst vor der eigenen Courage bekomme. Sechs Bücher liegen vor mir – und das ist erst der Anfang. Und natürlich sind sie alle auf Englisch. Denn ich will ja RYA Yachtmaster werden. Wirklich?
Ja, ja, doch! Bald 30 Jahre ist es her, dass ich den Sportbootführerschein Binnen bekam; seinerzeit konnte ich Motorboote steuern, noch eh ich ein Auto fahren durfte. Doch nach ein wenig Jollensegelei in der süddeutschen Diaspora, fernab der Weltmeere, überschattete eine jahrelange, heute kaum noch erklärliche Segelaskese mein Leben. Bis ich aufs Dorf und an die Weser zog, mit dem Blicken sehnsüchtig den Schiffen auf dem Gezeitenfluss folgend. Es musste sich etwas ändern in meinem Leben! Also erfüllte ich mit einem alten, mausgrauen A-Kat für 800 Euro einen Jugendtraum, den ich nach kurzem gegen einen Contender tauschte, also eine kippelige Einhand-Trapez-Jolle. Ein Sportgerät, das kaum genug Platz hat, um auch nur eine Wasserflasche mitzunehmen. Doch so ein Contender kann gar großartige Segelräusche produzieren. Auch auf der Segelpfütze in Bremen, an der das Boot – inzwischen ein italienischer Werftbau mit Holzrumpf und Carbonrigg – heute liegt. Aber ich wollte mehr. Ich wollte aufs Meer. Und zwar nicht mehr einfach nur als Mitsegler, meist auf der Ostsee, so wie bisher.
Also habe ich „Competent Crew Skills“ bei der RYA in England bestellt, ein dickes „Handbook“ für den „Day Skipper“, dazu „Shorebased Notes“ und „Practical Course Notes“, außerdem das „Navigation Handbook“ und „An Introduction into Navigation“. Und alle sind sie von der RYA, pädagogisch wertvoll und wirklich gut aufgemacht.
Hätte nicht der Sportbootführerschein See viel näher gelegen? Ich hör die Frage schon. Ja, klar. Aber abgesehen von einer kleinen medizinischen Hürde im deutschen Recht, die den internationalen Yachtmaster nicht anficht, bekommt den deutschen Schein ja auch, wer zwar 300 theoretische Fragen ganz exakt beantworten kann, aber keine rechte Ahnung von diesen Tiden und Gezeiten hat. Ja, man kann ihn sogar im Binnenland machen. Und ich will ja doch auf die Nordsee. Nein, den Atlantik! Meine große Liebe.
Nun muss ich erstmal wieder Vokabeln lernen. Der Englisch-Leistungskurs ist lange her, und die drei Monate im Kanada während des Studiums auch. Wörter wie „Großobermarsrah“ kannte ich damals noch gar nicht, schon gar nicht auf Englisch. Okay, das muss ich jetzt auch nicht wissen. Aber was heißt „abfallen“? Fall away ja wohl nicht. Bear away. Und wie übersetzt man „raumschots“? Hm. Hier ist kein Platz für Filser-Englisch. Broad reach. Und so weiter: Wissen Sie, wie man Baumniederholer übersetzt? Oder Stagreiter? Ich werde ein Vokabelheft brauchen, so wie damals. Puh. Aber ich hab es so gewollt.
Während ich das hier schreibe, kommt gerade kommt Post, von Clemens, von MCO-Sailing. Buchungsbestätigungen. „Gratuliere, der 1. Schritt ist schon mal geschafft!“ steht darin.
Also wenn ihr da Hilfe braucht:
Baumniederholer = Treedownfetcher ?
Ich freu mich, dich begleiten zu dürfen Jan.
Das wird eine gute Zeit!
Gratulation
Viel Spaß beim Lernen
Hier noch ein paar schöne deutsche Wörter….
Kollisionsverhütungsregeln oder Gyro-Kompass
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung und viel Erfolg beim Lernen. Wenn Du den Schein dann hast und ich im Lotto gewonnen habe, sposere ich das dazugehörige Boot
… ebenso große Gratulation …
und: das Wort “ Baumniederholer“ ist einfach SPITZE – bin gespannt, wie man das übersetzt