Wer bei uns in der MCO Sailing Academy den Theorie-Kurs seiner RYA Yachtmaster-Ausbildung machen wollte, der musste dafür bisher immer ins Kloster fahren. Nach Tirol, tief nach Österreich hinein. Das wird nun anders. Ein bisschen jedenfalls.
Es ist ja gar nicht so leicht, ein RYA Distance Learning Zentrum zu werden. Das wird sehr streng kontrolliert. Deswegen war das für mich bisher nicht so reizvoll – der Aufwand ist ziemlich groß. Andererseits hab ich jetzt bis Weihnachten Zeit, die ich sinnvoll nutzen kann. Und die nötige Technik hatte ich nun eh schon, so dachte ich mir: Ich versuche das mal. Nachdem ich ja schon seit immerhin 25 Jahren unterrichte, dachte ich, werd ich das schon hinkriegen.
Von der RYA bekam ich auf meine Anfrage erstmal eine Anleitung von drei bis vier Seiten geschickt, auf denen sie all ihre Wünsche aufgeschrieben hatten, die es zu erfüllen gilt, um ein RYA Distance Learning Zentrum zu werden. Also hab ich hier im Büro meine Technik aufgebaut, und dann gab es am Freitag eine Probe-Session mit dem Chief Instructor Sailing der RYA. Der hat sich das genau angeschaut, wie ich die Technik einsetze, ob die Übertragungsqualität passt, ob genügend Geräte da sind – und er war, ja: sehr begeistert! Er freue sich, mir die Approbation zu erteilen, sagte er am Ende, und das wir auf hohem Niveau arbeiten würden. Das wiederum hat mich natürlich sehr gefreut. Geschafft.
In Corona-Zeiten kann das tatsächlich wichtig sein für mich und unsere Kunden – weil wir ihnen so auch in der Pandemie etwas bieten können. Und das liegt uns sehr am Herzen. Als Segelschule sind wir momentan mit speziellen Schwierigkeiten konfrontiert, versuchen aber, diese mit den modernen technischen Mitteln zu lösen. Schon früher wurden wir oft gefragt, ob wir nicht auch Online-Kurse anbieten. Aber ich bin grundsätzlich der Meinung, dass der Unterricht von Angesicht zu Angesicht besser und lebendiger ist, und die Lerngruppen stärker voneinander profitieren, wenn sie gemeinsam vor Ort sind (also hier in Stift Stams). Also bin ich das bisher nicht so ernsthaft angegangen.
Nun bietet sich die Gelegenheit, ja: es ist fast schon ein Muss! Deswegen hab ich mich nun der Herausforderung gestellt und mein Büro zum Studio umgebaut, mit drei Kameras – eine am Bildschirm, eine Über-Kopf-Kamera, die Einblicke auf meinen Schreibtisch gibt, wenn ich mit Plotter, Lineal und Zirkel hantiere und eine dritte Kamera, die mit dem iPad verbunden ist, das ich wie eine Tafel nutzen kann. Wenn es also darum geht, konkrete Probleme zu erklären, kann man damit sehr gut mal eine Skizze entwickeln und die dann auch gleich mit allen teilen. Auf dem Weg durch die Skizze kann man alle Lernenden mitnehmen, anders als bei einer Power Point Präsentation, wo gleich schon das fertige Bild zu sehen ist. In Zoom kann man zudem die Teilnehmer in verschiedene Gruppen aufteilen – die können sich dann für Übungen in verschiedene Räume zurückziehen und dort gemeinsam diskutieren. So werden auch Zoom-Meetings so interaktiv wie möglich.
Insgesamt dauert der Online-Kurs 40 Stunden, die sich über sechs Wochen verteilen. Drei Mal werden wir einen ganzen Tag unterrichten, dazu fünf Mal einen Abend gemeinsam verbringen. Es soll im besten Fall so sein, dass es nie langweilig wird, deswegen werden unterschiedliche methodische Blöcke einander abwechseln.
So können wir nun auch all die Leute erreichen, die von weiter weg kommen und bisher immer hierher gefahren sind. Sogar aus Südamerika ist mal einer zu uns in die Alpen gekommen, ein Österreicher, zugegeben, und auch ein Nigerianer war schon mal bei uns im Kurs, auch aus Norddeutschland kommen immer wieder Menschen hierher. Für die haben wir jetzt ein neues Angebot. Und auch mit Blick auf die Ökologie und die Schonung von natürlichen Ressourcen ist es ja durchaus sinnvoll, auch online Kurse anzubieten.
Herzlichst:
Euer Clemens
P.S.: Beim letzten Theoriekurs im Oktober/November haben wir das – wenn auch noch nicht auf so hohem technischen Niveau. Und es hat erstaunlich gut funktioniert, sagt einer der dabei war: den Rest kann man hier nachlesen